Die US-Wahlen beschäftigen die Medien bereits seit vielen Monaten. Am 5. November 2024 fällen die Wählerinnen und Wähler in den USA die Entscheidung darüber, wer für die nächsten vier Jahre im Weißen Haus wohnen darf.
Wer US-Präsident wird und welcher Partei derjenige angehört, wird ausschlaggebend für den Kurs sein, den die westliche Welt in den nächsten paar Jahren einschlägt. Eine besondere Signifikanz hat für uns, als langjähriger, enger Handelspartner der USA, natürlich auch die Wirtschaftspolitik.
Trumps Wirtschaftspolitik
Sollte Donald Trump sich bei dieser Wahl gegen seine Konkurrentin Kamala Harris von den Demokraten durchsetzen, wäre das bereits seine zweite Präsidentschaft. Bei seiner ersten Amtszeit 2017 bis 2021 warb er mit Slogans wie »Make America great again« und »America first« für eine auf die USA fokussierte Politik. Statements, die neben seiner Migrations- und Grenzpolitik auch seinen Umgang mit der Wirtschaft beeinflussten. Geprägt war und ist diese nämlich immer noch von Protektionismus.
Was ist Protektionismus?
Das Wort Protektionismus kann man auch aus dem englischen to protect herleiten und heißt so viel wie Schutz. Im wirtschaftlichen Kontext steht es für den Schutz der inländischen Produktion und des Handels eigener Erzeugnisse. Ein Staat bzw. eine Regierung ergreift also Maßnahmen, um den eigenen Unternehmen und Produktionsstätten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ausländischen Vertrieben zu verschaffen. Das geschieht in der Regel durch Zölle auf die Ware, die in das Land eingeführt werden soll. Ausländische Unternehmen müssen also einer Strafzahlung nachkommen, um ihre Produkte in diesem Land verkaufen zu dürfen. Protektionismus steht im Gegensatz zum Freihandel, der allen Erzeugern die gleiche Möglichkeit verschafft, Ware zu importieren.
Was erwartet uns mit einer zweiten Präsidentschaft Trumps?
Nachdem Trump während seiner ersten Präsidentschaft bereits Strafzölle auf vereinzelte ausländische Güter, wie Waschmaschinen, Solaranlagen und einige Stahl- und Aluminium-Produkte eingeführt hatte, wurde dieser protektionistische Kurs auch vom noch amtierenden US-Präsidenten Joe Biden übernommen. Doch bei Trumps erneuter Wahl sieht dieser noch schärfere Maßnahmen vor.
Trump schlägt für alle Importgüter in die USA einen pauschalen Zoll von 10 Prozent ihres Werts vor. Waren aus China sollen sogar mit 60 Prozent verzollt werden.
Welche Folgen hätte das für die deutsche Wirtschaft?
Hohe Strafzölle von mindestens 10 Prozent wären ein harter Schlag für deutsche Unternehmen. Laut Statista beliefen sich der Wert der Exporte in die Vereinigten Staaten in 2023 auf etwa 158 Milliarden Euro, was die USA zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands macht. Wenn Trump im November zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt werden sollte und anschließend seine geplante Wirtschaftspolitik umsetzen würde, hätte dies gravierende Folgen. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass das deutsche Bruttoinlandseinkommen (BIP) im Zuge der Zollschranken 2028 um 1,2 Prozent niedriger ausfallen würde als ohne neue Zölle ab 2025. In Summe über die gesamte Amtszeit Trumps wäre das ein Verlust von 120 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft.
Besonders betroffen von den Strafzöllen wäre die deutsche Autoindustrie, vor allem die Premiumhersteller BMW und Mercedes. Während Mercedes ankündigte, seine Produktion weiter in den USA auszubauen, ist das BMW-Werk in South Carolina bereits die größte Produktionsstätte des Konzerns. Nachdem deutsche Automobilhersteller ihre Produktion teilweise in die USA verlegt haben, um von günstigeren Energiepreisen zu profitieren, wären diese, aber auch viele andere europäische Unternehmen, nun vielmehr gezwungen, ihren Produktionsstandort in die Vereinigten Staaten zu verlegen, um noch rentabel wirtschaften zu können.
Neben den direkten Schäden, die die deutsche Wirtschaft damit einstecken müsste, würde ein verschärfter Handelskrieg zwischen den USA und China, die - wie oben beschrieben - mit 60-prozentigen Zöllen am meisten am Import in die USA gehindert werden sollen, die internationalen Aktienmärkte kurzfristig stark verunsichern. Auch deutsche Investoren wären davon betroffen.
Trump begründet die protektionistischen Maßnahmen damit, dass er die amerikanische Industrie schützen will und ihnen einen Vorteil gegenüber ausländischer Ware verschaffen möchte. Ein weiterer Hintergrund ist, dass die Vereinigten Staaten davon profitieren, wenn beispielsweise deutsche oder chinesische Automobilhersteller ihre Produktion in die USA verlegen.
Fazit
Sollte Trump also tatsächlich am 5. November den Sieg für seine Partei einholen und Präsident werden, könnte das gravierende Folgen für die deutsche Wirtschaft haben. Seine protektionistische Wirtschaftspolitik könnte durch hohe Strafzölle große Verluste für das Bruttoinlandsprodukt verursachen und deutsche Unternehmen zwingen, die USA als Produktionsstandort vorzuziehen. Zudem können die besonders horrenden Zölle auf chinesische Importgüter einen verschärften Handelskrieg auslösen, welcher auch Einfluss auf die internationalen Aktienmärkte nehmen könnte.
Wenn du mehr über die Wirtschaftspolitik Trumps erfahren möchtest, lohnt sich der Podcast “Zehn Minuten Wirtschaft” des NDRs.
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